Auftaktveranstaltung im Goldenberg Europakolleg motiviert Schüler für ihre Zukunft
Hürth. Am Dienstag, 20. September 2011, fand im Goldenberg Europakolleg in Hürth die Auftaktveranstaltung für den dritten Jahrgang der so genannten E‑Klasse „Chemie und Technik“ statt. Diese Kooperation zwischen sechs Hauptschulen aus dem Rhein-Erft-Kreis, dem Goldenberg Europakolleg, der Rhein-Erft-Akademie und Industrieunternehmen aus der Region hat es sich zum Ziel gesetzt, naturwissenschaftlich interessierte Hauptschüler frühzeitig zu fördern. Damit wird ihnen der Übergang von der Schule in ein Ausbildungsverhältnis erleichtert. Doch nicht nur die Schüler profitieren von der E-Klasse. Auch die beteiligten Unternehmen – LyondellBasell, Evonik und die Shell Deutschland GmbH – gewinnen hierdurch rechtzeitig Mitarbeiter in einem Berufsfeld, das auf spezialisierte Fachkräfte angewiesen ist.
Die gelungene Auftaktveranstaltung motiviert die anwesenden 24 Hauptschüler und –schülerinnen der neunten Klasse, in den kommenden anderthalb Jahren nicht nur ihre eigene Schulbank zu drücken, sondern auch alle 14 Tage in den Werkstätten und Laborräumen des Goldenberg Europakollegs in Alt-Hürth zusätzlichen Unterricht zu erhalten.
Dr. Katharine Gierth, Lehrerin an der Gemeinschaftshauptschule Kendenich und Initiatorin der Kooperation, stellte den Schülern und ihren Eltern die einzelnen Module der Kooperation dar. Ab Oktober vermitteln Fachlehrer am Goldenberg Europakolleg den Hauptschülern Grundlagen in Labortechnik, Eletrotechnik, Mechanik und Verfahrenstechnik. In weiteren Modulen besuchen die Schüler die Industrieunternehmen, um einen ersten Einblick in ihr mögliches späteres Arbeitsumfeld zu gewinnen. Frau Dr. Gierth sieht es als eine erste wichtige Erfahrung, sich in den Werkstätten umzuschauen und die für die Arbeit notwendige Schutzkleidung anzuziehen. Ihr Auftrag an die Schüler lautet festzustellen: „Fühlt sich das gut an?“
Eine der ersten Veranstaltungen der neuen E-Klasse findet im Oktober im Hochseilgarten in Brühl statt. Dieser erlebnispädagogische Tag soll dazu beitragen, dass die Schüler sich als ein Team erleben, das sich gemeinsam auf den Weg macht.
Jürgen Mayer, Ausbildungsleiter der Rheinland Raffinerie von Shell Deutschland in Wesseling, erläutert seine Beweggründe, die E-Klasse zu fördern. „Wir suchen junge Talente.“ In seiner Branche, die demnächst einen spürbaren Fachkräftemangel zu befürchten hat, ist diese Kooperation ein wichtiger Schritt, um Mitarbeiter zu gewinnen. Aber er stellt auch hohe Erwartungen an die 24 Schüler. Neben den unentbehrlichen Qualifikationen Durchsetzungsvermögen, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Neugierde sieht er es als unerlässlich, dass die Schüler Visionen haben, die sie auf ihrem beruflichen Werdegang antreiben.
Ludwig Volkelt aus dem Fachbereich Chemie der Rhein-Erft Akademie kann sich diesen Worten nur anschließen. Er betont zusätzlich die hohen Zeit- und Materialkosten „im fünfstelligen Bereich“, welche die Rhein-Erft Akademie in die Kooperation steckt, schlussfolgert aber, dass dies eine gute Investition sei.
Das Chemieunternehmen LyondellBasell ist durch Jürgen Schließer vertreten. Der Ausbilder im Bereich Chemie und selbst ehemaliger Schüler an der Hauptschule Wesseling ist seit dem ersten Jahrgang der E-Klasse dabei. Er fühlt sich in der Teilnahme seines Unternehmens bestätigt: „Es ist schön zu sehen, wie die Schüler im Laufe der Zeit aufblühen und selbstbewusster werden.“
Unter den 24 Hauptschülern befinden sich zwei Mädchen, dies freut besonders Anna-Maria Himburg, Ausbilderin und zuständig für Praktikanten bei der Shell Deutschland GmbH. Auch sie ist stolz darauf, daran mitgewirkt zu haben, dass Hauptschüler, die häufig bei der Lehrstellensuche benachteiligt sind, durch die E-Klasse einen Ausbildungsvertrag erhalten haben. Die Ausbeute des ersten Durchgangs der E-Klasse „Chemie und Technik“ kann sich durchaus sehen lassen. Weit über die Hälfte der engagierten Hauptschüler des ersten Durchgangs beginnt in diesen Tagen mit ihrer Ausbildung in Industrie und Handwerk, die restlichen Schüler besuchen weiterführende Schulen, um dort ihre Qualifikationen zu verbessern. Keiner der Schüler steht ohne Zukunftsperspektiven da. Diese Zuversicht hat auch der nun dritte Jahrgang der E-Klasse, denn der stellvertretende Schulleiter des Goldenberg Europakollegs, Karl-Wilhelm Friedrich, versprach allen anwesenden Schülern und Schülerinnen, die in den nächsten anderthalb Jahren Ausdauer und Zuverlässigkeit unter Beweis stellen, dass ihnen einen Platz am Goldenberg Europakolleg sicher ist. Im Berufsgrundschuljahr in Hürth erlangen die Schüler innerhalb eines Jahres berufsspezifische Grundlagenkenntnisse in den Bereichen Metalltechnik, Elektrotechnik oder Raumgestaltung. Zusätzlich können sie ihren Schulabschluss aufwerten. Schüler, die bereits auf der Hauptschule die Fachoberschulreife erhalten haben, können in zwei Jahren in der Höheren Berufsfachschule für Labor- und Verfahrenstechnik in Wesseling das Fachabitur erlangen. Oder in drei Jahren als Technischer Assistent für Konstruktions- und Fertigungstechnik die berufliche Abschlussprüfung zusätzlich zur Fachabiturprüfung in Hürth ablegen. MÜN