Vier Azubis berichten über ihre Erfahrungen
Wesseling. Unser Finnlandaustausch begann schon mit einer mehr als aufregenden Hinreise. Wir hatten alle Vorbereitungen getroffen und konnten es gar nicht erwarten, im Flieger zu sitzen. Da wir schon um halb sieben morgens von Düsseldorf aus nach München flogen, hat der ein oder andere dementsprechend wenig Schlaf bekommen. Die Gepäckstücke wurden in letzter Minute möglichst vollgepackt und los ging unsere Reise.
Der Flug nach München dauerte nur eine Stunde und verlief reibungslos. Dann ging es jedoch weiter nach Helsinki. Geplant war ein ca. 2-stündiger Flug. Da wir jedoch einige Turbulenzen und einen Gegenwind von 120 km/h hatten wurde es zu einem 3-stündigen Flug.
Sicher in Helsinki angekommen, verlief alles sehr flott. Wir bekamen sofort unser Gepäck und unser reservierter Mietwagen wurde sogar billiger. Auf ging es zu unserem wunderschönen Cottage im abgelegenen Ylämaa. Was hier „abgelegen“ bedeutet, haben wir dann schnell rausgefunden. Die Fahrt von Helsinki aus sollte ungefähr 2 Stunden dauern. Mit ein paar Zwischenstopps landeten wir auf einmal im Stockdunkeln mitten im Wald. Unser Navigationssystem schickte uns natürlich über die kürzeste Strecke überhaupt. Diese Waldwege waren jedoch nicht optimal ausgebaut und es wurde eine ziemlich lustige Tour mit kleinen Horrorgeschichten. Wir wussten weder, wo wir hier gelandet waren noch wo wir hinkommen werden. Keine Häuser, keine Laternen – nichts war zu sehen.
Irgendwie landeten wir dann doch auf einer normalen Straße und haben unseren Zielpunkt erreicht. Jedoch vorzufinden war dort… nichts. Da unser Check-In für unser schönes Haus ein Self-Check-In mit Schlüsselkasten war, wurde es etwas schwierig, da wir noch nicht mal das Haus fanden.
Im Stockdunkeln, ohne zu wissen wo wir sind, haben wir zum Glück zwei nette Menschen getroffen, die zufällig in dieses kleine Dorf gefahren sind und uns weiterhelfen konnten. So kamen wir zu unserem Vermieter, der uns sehr freundlich zum Haus im tiefsten Inneren des Waldes und direkt am See ist, gebracht hat.
Das Haus war atemberaubend. Die reinste Villa für uns mit Sauna, Badezuber, Kaminofen, Terrasse und direkt am See. Atemberaubender Ausblick. So konnten wir entspannt ins Bett fallen und die nächsten Wochen erwarten.
Die erste Woche verging dann wie im Flug.
Wir haben unseren Betreuer kennengelernt, der nicht nur richtig nett ist, sondern den wir direkt in unser Herz geschlossen haben.
Nach ein paar Sicherheitseinweisungen, Ausweiserstellungen und Kennenlernen der Firma wurden wir direkt mit in die laufende Arbeit eingeplant.
Die Firma an sich (UPM) ist riesengroß und vergleichbar mit Evonik, Lyondellbasell oder Ineos, sodass wir uns schnell eingelebt hatten. Da es jedoch eine Papierfabrik ist, war der „Geruch“ dementsprechend anders und anfangs kaum auszuhalten. Wir konnten uns nur schwer dran gewöhnen und es hieß, dass irgendwo Probleme herrschen, wenn es so stinkt. Nunjaa… wir mussten halt damit leben. Wir wurden auf verschiedene Facharbeiter aufgeteilt, wodurch die einen mehr draußen gearbeitet haben, die anderen mehr innerhalb der Fabrik. Wir haben viele verschiedene Eindrücke gesammelt, da wir nun mal von der Seite einer Partnerfirma die Arbeit kennengelernt haben. Polar 2000 war zuständig für die Kabelverlegung und Verdrahtung in die Schaltschränke von außerhalb und Verlegung von z. B. Netzwerkleitungen. Hier arbeiteten wir zum ersten Mal mit richtig dicken Leitungen und haben auch den Verdrahtungsunterschied zu Deutschland gesehen. Wie in Deutschland braucht man jedoch auch hier für jede Arbeit ein Arbeitsschein und auf die Sicherheit wird auch großen Wert gelegt, wenn auch etwas abgestufter als wir es kennen.
In der letzten Woche durften wir dann zu viert zusammen mit den Facharbeitern draußen arbeiten (Foto oben). Eine ca. 100 Meter lange Leitung mit mindestens 10 Zentimetern Durchmesser musste unter dem Boden durch mehrere Rohre gezogen werden, die schon mit anderen Leitungen bestückt waren. Dadurch wurde es etwas schwierig, zusätzlich diese dicke Leitung zu verlegen, da diese kurz vor den Enden der Rohre immer stecken geblieben ist. Es war jedoch eine lustige Erfahrung und so konnten wir einmal im Schnee arbeiten, da es zuvor die Tage geschneit hatte. Auch eine schöne Erfahrung.
Nachdem dann auch die erste Woche vorbei war, wollten wir natürlich schauen, was man sich alles in der Freizeit anschauen könnte. Da wir sowohl im Dunkeln zur Arbeit hin und im Dunkeln zurück von der Arbeit fuhren und auch in einem sehr abgelegenen Ort wohnten, wurde dies eher schwieriger. In Lappeenranta waren wir dann in einem Touristeninformationscenter. Auch dort war die Frau sehr erstaunt, dass wir drei Wochen in Lappeenranta sind. Sie wusste gar nicht, was wir uns in der ganzen Zeit ansehen könnten. Da Lappeenranta sowie unser Ort sehr klein ist, gab es auch dann nicht viel zu sehen. Unsere Betreuungslehrerin in Finnland gab uns jedoch auch einige Tipps und so konnten wir uns am Wochenende den Hafen von Lappeenranta ansehen und waren in der Innenstadt. Da im Winter die ganzen Boote jedoch außerhalb des Wassers liegen, haben wir uns schnell dazu entschieden uns einen Film im Kino anzusehen und etwas im Einkaufszentrum bummeln zu gehen.
Die restliche Zeit des Wochenendes haben wir dann in unserem schönen Cottage mit Saunieren und Relaxen vertrieben.
In der zweiten Woche ging es dann mit dem Arbeitsalltag wieder los.
Jedoch kamen diese Woche andere Ereignisse auf uns zu.
Donnerstags durften wir uns in Kouvoula die „Berufsschule“ anschauen. Berufsschule kann man dazu aber eher nicht sagen. Das Bildungssystem in Finnland ist schon ziemlich anders als in Deutschland. Diese Schulen, die wir gesehen haben, waren sehr interessant und top ausgestattet sowie modern.
Die Jugendlichen können sich mehrere Berufsbereiche/Berufe aussuchen, die sie machen möchten und sowohl praktischer Unterricht, als auch Theorieunterricht findet alles in dieser Schule statt. Ungewöhnlich, wenn man den Weg mit unserem in Deutschland vergleicht, aber dementsprechend ist die Schule auch komplett anders ausgestattet.
Dort gibt es nicht wie bei uns nur ein paar Berufe. Dort gibt es alles wie zum Beispiel Maurer, Frisöre, Schmuckhersteller, Schreiner, Elektroniker, KFZ-Mechaniker usw.
Die verschiedenen Berufe haben jeweils ein eigenes Reich, wo sie die praktischen Arbeiten machen können. Zudem erledigen sie Arbeiten in verschiedenen Betrieben, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Jedoch findet die Ausbildung hauptsächlich in der Schule statt.
Nachmittags durften wir dann noch die Helikoptermechaniker kennen lernen. Auszubildende aus dem zweiten Lehrjahr führten uns durch ihr Areal und wir durften an verschiedenen Helikoptern die Arbeiten von den Auszubildenden kennenlernen und konnten viel neues lernen. Diese Erfahrung war echt lohnend und sehr interessant.
Abends lud uns Vesa (unser Betreuer im Betrieb) dann noch zum Eishockey ein. Leider hat unsere Mannschaft knapp verloren, aber es war ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen und ziemlich spannend.
Fürs Wochenende war dann diesmal mehr geplant und wir haben es komplett vollgepackt.
Samstags in der Früh oder eher Nacht ging es los Richtung Helsinki. Von dort aus schipperten wir mit der Fähre nach Tallin (Estland) und schauten uns die Stadt ein paar Stunden lang an.
Wunderschöne Gebäude in der Altstadt und trotz der -9 Grad an diesem Wochenende haben wir jede einzelne Minute genossen. Diese Stadt ist echt märchenhaft schön.
Gegen Nachmittag sind wir dann wieder zurück nach Helsinki gefahren und waren das erste Mal richtig Finnisch essen. Oft kann man dort nicht essen gehen, weil Finnland sehr teuer ist. Wir haben jedoch ein nettes Lokal gefunden, wo wir für 20€ pro Person bei einem All-you-can-eat Buffet mehrere finnische Spezialitäten probieren durften.
Alles sehr köstlich und sehr empfehlenswert. Wenn auch dem ein oder anderen das Rentier nicht so lecker geschmeckt hat. Apropos Essen, können wir auch mal ein paar Worte zu Bier sagen. Ziemlich schwieriges Thema hier. Ab 18 Jahre darf man erst Bier kaufen und Schnaps natürlich erst ab 21 Jahren. Zudem kann man sich das nur schwer leisten.
Zurück zu unserem Trip. Nach dem leckeren Abendessen haben wir dann den Abend gemütlich ausklingen lassen und haben uns am nächsten Tag noch Helsinki angeschaut. Auch eine wunderschöne Stadt, jedoch hatten wir sie uns etwas größer vorgestellt und eine Art „Altstadt“ mit Souvenirläden etc. gibt es gar nicht. Dafür gab es mehrere Weihnachtsmärkte, wenn auch nicht so groß wie in Deutschland, wo wir dann aber auch fündig geworden sind.
Die letzte Woche war dann doch noch relativ kurz für uns. Donnerstags war Unabhängigkeitstag und wir hatten einen freien Tag und als Abschluss waren wir dann noch mit der Geschäftsleitung und unserem Betreuer in einem Steakhaus essen. Wieder richtig lecker und es gab typisch finnische Spezialitäten.
Der Abschied von unseren Facharbeitern und von Vesa fiel uns dann allen überhaupt nicht leicht. Wir hoffen alle sehr, dass wir uns irgendwann nochmal wiedersehen werden und im Großen und Ganzen kann man sagen: Es war ein super Austausch. Jeder von uns würde wieder dieselbe Entscheidung treffen und nochmal fahren und wir bedanken uns bei unseren Ausbildern, dass wir diese Möglichkeit bekommen haben!
Großen Dank auch an Polar 2000, Vesa, die Facharbeiter unsere Betreuungslehrerin Päivi in Finnland und natürlich unserem Lehrer Herrn Portz. Ihr habt uns alle tatkräftig unterstützt!
Vielen Dank für Alles!
Es war eine super Zeit!
Konstantin Wagner, Jan Venrath, Florian Zulauf und Julia Wolff