Viele Jugendliche spenden zum ersten Mal
Hürth. Es ist acht Uhr am Morgen. Es klingelt zur ersten Stunde. Zu beobachten ist folgendes: Im Lehrerzimmer tummeln sich Schüler, Computer in roten Kisten und Druckerstationen werden aufgebaut. Im Atrium und auf den Fluren wimmelt es von Schülern, die sich nicht wie üblich beeilen, den Klassenraum pünktlich zu erreichen.
Keiner der am Goldenberg Europakolleg beschäftigten Lehrer ärgert sich heute über „Zuspätkommer“. Denn all das ist heute entschuldigt. Die fehlenden Schüler zeigen sogar besondere soziale Verantwortung: Sie spenden Blut.
Einmal im Jahr leisten der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes, ehrenamtliche Mitarbeiter des Stadtverbandes Hürth sowie die Leitung des Goldenberg Europakollegs organisatorische Höchstleistungen: „Blutspenden in Schulen sind immer mit Mehraufwand verbunden,“ erklärt die ehrenamtliche Blutspendebeauftragte Inge Stiller, fügt jedoch begeistert hinzu „aber es lohnt sich. Wir wollen die volljährigen Schüler an den Schulen schließlich für uns gewinnen.“
Für sich gewonnen hat das DRK an diesem Donnerstag zum Beispiel Christina, Hannah, Isabel und Annika aus der Fachoberschule für Gestaltung. Alle vier spenden heute zum ersten Mal ihr Blut. Dabei machen die Oberstufenschülerinnen ganz unterschiedliche Erfahrungen.
Christina kommt als erste etwas blass zurück in den Klassenraum. Die Angst vor der Nadel wurde ihr jedoch vom medizinischen Personal genommen. „Es war gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte!“ Annika fand die Kanüle jedoch eher „etwas zu groß“. Isabel wurde aus Gesundheitsgründen heute leider nicht zur Spende zugelassen. „Das wird aber nachgeholt.“ kündigt sie an.
Hannah hingegen erklärt enthusiastisch: „Das war sehr spannend! Ich dachte schon, dass ich nicht spenden darf, weil ich meinen Personalausweis vergessen habe. Aber zum Glück habe ich dann im Sekretariat eine Art Schulstammbaum bekommen, den ich vorzeigen konnte.“
Dass sie zuvor eigentlich vor Aufregung ganz aufgelöst war, erwähnt sie lediglich in einem Nebensatz. Dabei spielt Maik Jabs (21) eine Rolle, der über den Bundesfreiwilligendienst ein soziales Jahr beim DRK macht. Hannah meint: „Der war so nett, dass die ganze Anspannung sofort weg war!“
Hannah erklärt, wie viele andere Erstspender heute, dass sie vor allem aus sozialer Verantwortung Blut gespendet hat. Die vier Mädchen der Fachoberschule sind sich auf jeden Fall einig: „Jeder, der in die Situation gerät, auf Blutspenden angewiesen zu sein, ist froh, wenn die eigene Blutgruppe vorhanden ist!“
Schüler, die am Standort Wesseling unterrichtet werden, haben sich ebenfalls auf den Weg zur Blutspende gemacht. Darunter sind Chemikanten, Chemielaboranten, Elektroniker für Automatisierungstechnik sowie Berufsfachschüler, die in Wesseling ihr Fachabitur mit dem Schwerpunkt Naturwissenschaften erlangen.
Inge Stiller freut sich über die Zahlen der diesjährigen Aktion: 116 Spender, davon 61 Erstspender sind ein außerordentlich gutes Ergebnis – vor allem, wenn man bedenkt, dass momentan in vielen Blockklassen die Unterstufe anwesend ist, in der viele Schüler noch nicht volljährig und damit nicht zur Spende zugelassen sind. Für alle Blutspende-Interessierte fasst Inge Stiller die wichtigsten Grundregeln zusammen: „Ihr müsst über 18 sein und euch ausweisen können. Ganz wichtig: ausreichend frühstücken und eine Stunde vor der Spende nicht rauchen. Diese Vorgaben dienen eurer eigenen Gesundheit – und die ist uns schließlich wichtig! “