Auszeichnung als Schule ohne Rassismus
Hürth/Wesseling. Der Zeitpunkt hätte nicht passender gewählt sein können! Einen Tag, nachdem ganz Deutschland darüber diskutiert hatte, wie politisch ein Fußballspiel sein darf und überall Regenbogen-Accessoires zu sehen waren, ging es am Goldenberg Europakolleg um Courage. Nach einem Jahr Wartezeit aufgrund von Corona verlieh Yvonne Rogoll vom Kommunalen Integrationszentrum des Rhein-Erft-Kreises das Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Schulleiter Matthias Herwartz begrüßte die Anwesenden und bedankte sich bei allen beteiligten Kolleg*innen. Er äußerte sich stolz, dass die Zertifizierung als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ eine seiner letzten Amtshandlungen am Goldenberg Europakolleg sei, denn seit Jahren gehören an seiner Schule integrative Projekte zur Schulkultur. Er ist zuversichtlich, dass dieses Engagement auch nach seinem Weggang erhalten bleibe.
Seid laut
Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises, hatte einen Appell für die anwesenden Schüler*innen, den diese sicherlich nicht oft zu hören bekommen: „Seid laut!“ Und zwar in Situationen, in denen sie Rassismus und Diskriminierung feststellen. Sie sollen nicht Teil der schweigenden Menge sein, denn dadurch wird diskriminierendes und rassistisches Verhalten unterstützt.
Der Bürgermeister von Hürth, Dirk Breuer, ist froh, dass eine weitere Schule in seiner Stadt zum SoR-Netzwerk gehört. Dafür hat er eine gute Begründung: Jeder Jeck ist anders. Bereits seit einiger Zeit ist er Mitglied bei „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden), einer internationalen Organisation von Städten, die sich der Friedensarbeit verschrieben haben. Damit passt das Goldenberger Bekenntnis, sich gegen Rassismus zu engagieren, genau in seine Linie.
Dorothea Scherer, Dezernentin bei der Bezirksregierung Köln, lobt das hohe Engagement des Berufskollegs für Schule ohne Rassismus, denn mehr als die benötigten 70 % aller Goldenberger stimmten dafür. Sie betont in ihrer Rede, wie wichtig es sei, sich aktiv für Demokratie einzusetzen. Sie kenne die Projekte, die bereits am Goldenberg Europakolleg gelaufen sind und sei gespannt darauf, welche weiteren Aktionen folgen werden, befeuert durch das SoR-Zertifikat.
Frank Klein, langjähriger Vertrauenslehrer, zeigt in seiner Rede auf, wie er die SoR-Aktion in den letzten Schuljahren initiiert und begleitet hat. In mehreren kurzen Videoclips wird verdeutlicht, wie verschiedene Gesangs- und Musicalprojekte Schüler*innen mit Migrations-, teilweise sogar Fluchthintergund in die Schülerschar eingebunden haben. Dies sei vor allem für die traumatisierten Jugendlichen eine wichtige Erfahrung gewesen, denn durch die intensive Arbeit mit Körper und Stimme konnten sie endlich wieder Gefühle spüren. Er betont: „Das Lachen kam dabei auch nicht zu kurz.“
Anschließend stellte Almotasem Billa, Schüler in der Berufsvorbereitung, eine Treppe vor, die von mehreren Bildungsgängen in einem Anti-Rassismus-Projekt gestaltet worden war. Sie zeigt verschiedene bunte und positive Begriffe, die das Miteinander für alle harmonisch machen. Almotasem ist aus Syrien geflüchtet und seit 2018 in Deutschland. Wichtig war für ihn, dass es ihm ermöglicht wurde, in Deutschland gut anzukommen und die Sprache zu erlernen.
Kultur des Hinsehens
Yvonne Rogoll zeigte sich begeistert von der Treppe, die für sie durch ihre Sichtbarkeit vor allem ein nachhaltiges Zeichen gegen Diskriminierung und für Frieden sei. Sie sprach von einer Kultur des Hinsehens, nicht nur in Bezug auf die Treppe, sondern auch in unserem Leben miteinander.